Farben umgeben uns ständig und beeinflussen unsere Stimmung und Wahrnehmung auf vielfältige Weise. Obwohl jeder Mensch eine individuelle Verbindung zu Farben hat, gibt es allgemeine Prinzipien, die uns helfen, ihre Wirkung zu verstehen.

Der Farbkreis nach Itten

Der Maler Johannes Itten entwickelte im Bauhaus Weimar die Grundlagen seiner Farbtheorie. Er interessierte sich besonders für das Zusammenwirken der Farben und der daraus entstehenden Farbkontraste. Seine Grundidee: Alle Farben werden aus den drei Hauptfarben zusammengemischt.

Drei Grundfarben: Blau, Gelb, Rot

Drei Sekundärfarben, die aus der Mischung der drei Grundfarben entstehen: Grün (Gelb + Blau), Violett (Blau + Rot), Orange (Rot + Gelb)

Sechs Tertiärfarben, die durch die Mischung je einer Sekundärfarbe mit einer Grundfarbe entstehen: Blaugrün, Blauviolett, Purpurrot, Orangerot, Dunkelgelb, Hellgrün

Auf Ittens Farbkreis sind diese zwölf Farben folgendermaßen angeordnet:

• Gelb steht oben im Farbkreis, die weiteren Grundfarben Rot und Blau um jeweils 120° versetzt
• genau dazwischen liegen die entsprechenden Sekundärfarben
• die Tertiärfarben liegen zwischen der jeweiligen Primär- und Sekundärfarbe

Farbkontraste

Ein Farbkontrast entsteht durch Gegenüberstellung zweier oder mehrerer kontrastreicher Farben.

Werden zwei im Farbkreis weit auseinander liegende Farben miteinander kombiniert, zum Beispiel die Primärfarben Gelb und Rot, ensteht ein extrem „lauter“ Farbkontrast. Manche Supermarktketten z.B. verwenden diesen Effekt, um lautstark auf sich aufmerksam zu machen.

Dahingegen wirken nebeneinander liegende Farben eher still und rufen meist einen harmonischen, ruhigen Eindruck hervor.

Komplementärfarben

sind die Farbpaare, die sich im Farbkreis gegenüberliegen, z.B. Gelb und Violett, Blau und Orange. Miteinander kombiniert erzeugen einen auffälligen visuellen Kontrast. Oft werden in Designs so kombiniert, das die eine der beiden Farben den Grundton darstellt und die zweite eher sparsam für Details verwendet wird.

Naturtöne

Tertiärfarben beinhalten Anteile aus allen drei Primärfarben. Aus diesem Grund sind alle Tertiärfarben gebrochene Farben, d.h. ihre Reinheit und Buntkraft ist verringert. Sie umfassen unter anderem den großen Bereich der Brauntöne. Das menschliche Auge kann bei Tertiärfarben mehr als 100 000 Farbtöne unterscheiden (bei Sekundärfarben nur ca. 160 Farbnuancen). In der Natur sind die Tertiärfarben die meistvorkommenden Farbtöne.

Den einfachsten, stärksten Farbkontrast bilden die drei Primärfarben Farben Rot, Gelb und Blau, meist ergänzt durch Grün.

Buchtipp
Eva Heller „Wie Farben wirken“

Eva Hellers Buch „Wie Farben wirken“ bietet faszinierende Einblicke in die psychologische Bedeutung von Farben. Als renommierte Farbpsychologin erforschte sie die Auswirkungen von Farben auf unsere Gefühle und unser Verhalten. Ihr Werk stellt eine wertvolle Quelle dar, um die emotionale Bedeutung einzelner Farben besser zu verstehen.

Heller betont, dass Farben nicht nur visuelle Reize sind, sondern auch tiefe emotionale Reaktionen hervorrufen können. Sie untersuchte verschiedene Farben und ihre Wirkungen auf den Menschen. So steht Rot beispielsweise oft für Leidenschaft, Energie und Aufmerksamkeit. Es kann das Herz schneller schlagen lassen und eine starke, impulsiv-positive Reaktion hervorrufen. Blau wird oft mit Ruhe, Vertrauen und Spiritualität assoziiert und kann beruhigend und entspannend wirken. Gelb symbolisiert in vielen Kulturen Optimismus, Kreativität und Wärme. Es erzeugt eine sonnige und fröhliche Stimmung.

„Wie Farben wirken“ ist eine faszinierende Lektüre für alle, die das Potenzial der Farben entdecken möchten. Es öffnet unsere Augen für die subtilen Nuancen der Farbwirkung und hilft uns, bewusster mit Farben umzugehen. Die Erkenntnisse aus Hellers Arbeit können uns dabei unterstützen, die passenden Farben für bestimmte Zwecke auszuwählen und eine gezielte emotionale Reaktion bei den Betrachtern hervorzurufen.