Mit wenigen Worten überzeugen: Die Kunst des Webtextens

Die Evolution der Medien hat das Schreiben und die Art, wie wir Informationen konsumieren, radikal verändert. Texte für Print und Web haben jeweils ihre einzigartigen Eigenschaften und erfordern unterschiedliche Ansätze, um ihre Leser zu fesseln. Autoren und Redakteure stehen vor einer spannenden Herausforderung: Die Kunst, Texte für Printpublikationen und das Web gleichermaßen ansprechend und effektiv zu gestalten und eine Balance zwischen beiden Welten zu finden.

Printtexte – Die Eleganz des Geschriebenen

Printmedien haben eine lange Tradition und eine einzigartige Ästhetik. In Büchern, Magazinen und Zeitungen haben Texte Raum, um sich zu entfalten. Das Lesetempo ist oft gemächlich, was Spielraum für ausführlichere, nuancierte und sinnliche Beschreibungen lässt.
Printpublikationen erreichen meistens eine spezifische, bereits eingespielte Zielgruppe, die sich Zeit nimmt und tiefgehende Informationen sucht.

Webtexte – Die Kunst der Kürze

Im Web hingegen ist Zeit ein kostbares Gut, und die Textgestaltung muss sich an die schnelle digitale Welt anpassen. Leser „scannen“ und überfliegen oft Texte, um schnell relevante Informationen zu finden. In den meisten Fällen haben sie eine Webseite über die Suche aufgerufen und sind mit einem ganz konkreten Ziel unterwegs. Webtexte sind deshalb oft viel direkter und auf den Punkt gebracht, um das Interesse des Lesers zu fesseln und ihn auf der Seite zu halten.

Tipps für gute Webtexte

  • Fügen Sie die wichtigsten Punkte in die ersten beiden Absätze der Seite ein.
  • Verwenden Sie Überschriften und Zwischenüberschriften.
  • Beginnen Sie Überschriften und Zwischenüberschriften mit den Wörtern, die die meisten Informationen enthalten.
  • Gruppieren Sie kleine Mengen verwandter Inhalte visuell.
  • Wichtige Wörter und Sätze in Fettschrift.
  • Stellen Sie sicher, dass Links informationstragende Wörter enthalten (anstelle von „Los“, „hier klicken“ oder „mehr“).
  • Verwenden Sie Listen, um Elemente im Text zu gliedern.
  • Kürzen Sie unnötige Inhalte.
  • Umschreiben bzw. erläutern Sie spezifische Fachbegriffe.
  • Aussagekräftige „Call-to-Actions“ (konkrete Handlungsaufforderungen) sind entscheidend, um die Leser zur Handlung zu bewegen.

Suchmaschinenoptimierung (SEO)

  • Indem relevante Keywords in den Text eingebunden werden, wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Website in den Suchanfragen erscheint, die mit diesen Begriffen zusammenhängen. Keyword-Recherche und -Analyse im Vorfeld sind daher wichtige Schritte, um eine erfolgreiche SEO-Strategie zu entwickeln.
  • Eine gut formulierte und interessante Metabeschreibung trägt dazu bei, die Klickrate auf eine Webseite zu erhöhen. Die Metabeschreibung wird in den Suchergebnissen angezeigt und gibt den potenziellen Lesern eine Vorschau auf den Inhalt der Seite. ❦

Selektive Aufmerksamkeit: Effizientes Scannen für schnelle Informationen

Im Internet zählt jede Sekunde, und Leser haben gelernt, ihre Zeit effizient zu nutzen. Statt jeden Text Zeile für Zeile zu lesen, „scannen“ sie nach wichtigen Informationen. Dabei ignorieren sie gezielt bestimmte Elemente, die sie für irrelevant halten. Es ist unwahrscheinlich, dass User Inhalte vollständig oder linear lesen.

Selektive Aufmerksamkeit ist ein Verhalten, bei dem Menschen bestimmte Informationen priorisieren und andere als irrelevant ausblenden. Ähnlich wie in einem lauten Restaurant, in dem man gezielt das Gespräch des Tischbegleiters verfolgt, während die anderen Tische ignoriert werden. Diese Vorgehensweise ist das Ergebnis einer natürlichen Kosten-Nutzen-Analyse, die den Menschen dazu befähigt, wichtige Reize zu erkennen und weniger relevante zu übergehen.

Die Evolution hat uns gelehrt, dass selektive Aufmerksamkeit uns dabei unterstützt, in unserer komplexen Welt zu navigieren. Wir können uns auf das Wesentliche konzentrieren und schneller Entscheidungen treffen. Letztlich ist selektive Aufmerksamkeit eine wichtige Strategie, um in einer reizüberfluteten Welt effizient zu handeln.

Für Webdesigner und Webtexter bedeutet es, die Nutzererfahrung sorgfältig zu gestalten, um wichtige Inhalte gezielt hervorzuheben und den Nutzern eine optimale und intuitive Navigation zu ermöglichen.

Abbildung:

Aufzeichnung von Userverhalten auf einer Webseite mittels Eyetracking:
– Der User „scannt“ erst einmal die Überschriften, relevante Bildinhalte und Auflistungen.
– Naviagtion, Seitenleiste und die eigentlichen Fließtexte werden dabei zunächst vollständig „ausgeblendet“.

Quelle: Nielsen Norman Group |  Text Scanning Patterns: Eyetracking Evidence